Ich öffne mich zum Schluss




Ich öffne mich zum Schluss

Beitragvon dela » Mi 27. Mär 2013, 13:57

Albus Dumbledore saß einsam in seinem Büro. Der wohl letzte Schneeschauer des Jahres jagte gegen sein Fenster und er setzte sich etwas näher zum Kamin und zu Fawkes. Mit erfülltem Blick aber auch etwas traurig betrachtete er das rotgoldene Gefieder und strich dem Vogel kurz über den Rücken.
Seit er den Entschluss gefasst hatte, wie er letztendlich gegen Tom Riddle vorgehen wollte, saß er öfter zwischen seinen Ausflügen auf der Suche nach Horkruxen und den wenigen Stunden mit Harry allein hier, schaute ins prasselnde Feuer und ließ sein Leben Revue passieren. Ab und zu nahm er dafür auch sein Denkarium zu Hilfe um noch einmal liebe Gesichter und Menschen zu sehen. Er fand auch immer öfter den Mut in seine Kindheit und Jugend zurückzugehen, in der er, wie wohl jeder junge Mensch, seine Fehler gemacht hatte. Immer öfter ging er zurück in die Zeit vor seiner Begegnung mit Gellert Grindelwald, als seine Familie noch aus seinem Bruder Aberforth, seiner Schwester Ariana und seinen Eltern Kendra und Percival bestand. Das war die Zeit, die er im Nachhinein als die ruhigste und glücklichste seines Lebens betrachtete. Aber er ging auch gerne mit seinen Gedanken nach Hogwarts zurück, in das Hogwarts, dass er als Schüler liebte. Er war zwar jetzt Schulleiter dieser Schule, aber er liebte die Zeit, als er die Geheimnisse der Magie entdeckte und mit ihr spielte um Neues zu entdecken. Er ließ in Gedanken die Gesichter seiner Mitschüler Revue passieren. Er ließ die Unterrichtsräume und alle Räume die er kannte noch einmal vor seinem geistigen Auge vorbeilaufen. Er genoss ab und zu mal eine komplette Unterrichtsstunde in seinem Denkarium, nur konnte er sich leider nicht selbst beobachten, da es ja seine eigenen Erinnerungen waren.
Aber da gab es einige seltene Erinnerungen die er seinen Mitschülern abgeschwatzt hatte, in denen er sich in seiner Jugend sehen konnte. Das war zwar etwas seltsam, aber es war auch sehr schön, nochmals in die Welt einzutauchen, die längst verweht war und die, nach seiner Einschätzung, keiner mehr in seinen Gedanken hatte. Er betrachtete die Erinnerungen als historische Zeugnisse einer Zeit, in der die Gefahren noch übersichtlich waren. Es war im Prinzip eine ruhige und glückliche Zeit für die magischen Bewohner des Landes gewesen.
Er hatte beschlossen, die bösen Erinnerungen nicht mehr zu betrachten, sie kamen ihm oft genug in Träumen und in Tagträumen vor Augen. Er brauchte gewisse Dinge nicht mehr zu sehen. Heute hatte er Zeit. Er überlegte kurz, was er betrachten wollte – er liebte diese stillen Momente in dieser harten Zeit.
Er stand auf und öffnete den Schrank mit dem Denkarium und den gesammelten Erinnerungen. Still betrachtete er das Glänzen der Erinnerungen in ihren Phiolen und das steinerne Denkarium mit seiner seltsamen Runenumrandung. Er schaute kurz auf seine magische Taschenuhr und wusste, dass heute Abend niemand mehr in sein Büro kommen würde. Bei Harry wusste man zwar nie, aber bei ihm hatte er nicht die Befürchtung, dass er ihn für senil halten würde, weil er in seinen Erinnerungen lebte. Gegenüber Harry hatte er sich so weit geöffnet, wie selbst gegenüber seinen Kollegen an dieser Schule nicht.
Er betrachtete kurz die Reihe von Phiolen die er in letzter Zeit in seinen ruhigen Stunden am meisten in Benutzung hatte. Sie waren alle aus einem längst entschwundenen Jahrhundert. Kaum ein Zauberer, kaum eine Hexe und nur sehr wenige Muggel konnten noch Erinnerungen an dieses 19. Jahrhundert haben. Er seufzte kurz – 19. Jahrhundert. Er ist im 19. Jahrhundert in die Schule gegangen. Meine Güte, dabei kam es ihm manchmal wie gestern vor. Aber er hatte sich die sentimentalen Momente gegönnt, seitdem er wusste, dass er bald sterben würde. Kurz dachte er an den armen Severus, dessen Leistung in diesem Kampf nicht gewürdigt werden würde. Er hoffte, die Wahrheit käme trotz allem irgendwie ans Tageslicht. Aber selbst schriftlichen Beteuerungen seines Verbündeten würde man kaum Glauben schenken. Könnte man auch wohl nicht, nachdem was er bald tun musste. Dabei lag die Lösung vor Dumbledores Augen, aber das stellte sich erst später heraus.
Er schaute kurz die kleinen Fläschchen durch die in Frage kamen. Dabei konnte man schon sentimental werden, wenn man daran dachte, wo und wann man diese Dinge gekauft hatte. Bei diesen Erinnerungen sah man noch Kutschen und Segelschiffe vor Augen, deren Masten er meinte über den Dächern der Winkelgasse zu sehen. Dem kann gar nicht so gewesen sein, aber die Segelschiffe und die Kutschen gab es.
Er verscheuchte diese nebelhaften Erinnerungen und griff entschlossen zu einem etwas größeren Fläschchen. Das hatte er in einem Muggelladen in der Bakerstreet gekauft. Er erinnerte sich kurz an diesen alten Laden zurück und wusste, dass ein Bild von Queen Victoria an der Wand hing. Er öffnete vorsichtig dieses Fläschchen und zog mit seinem Zauberstab die silbernen Fäden heraus, die die Erinnerungen waren. Gedanken…Gedanken eines längst toten Schulfreundes. Mycroft Holmes – genau, so hieß der Mann. Er wusste nur noch, dass dieser einen hochberühmten Bruder hatte, der sich als Squib ausgab, warum auch immer. Stimmt, und deshalb hatte er dieses Fläschchen in der Bakerstreet gekauft. Die Erinnerungen waren im Becken des Denkariums, und ab und zu konnte er schon eine Gestalt oder gar ein Gesicht entdecken, das sich an der Oberfläche zeigte. Kurz entschlossen verwirbelte er noch einmal die Gedanken und ließ sich dann in eine trotz allem ruhigere Vergangenheit hinabgleiten. Albus Dumbledore sah sich selbst in die Augen. Auch wenn er die Ereignisse kannte und wusste wie sie begannen, erschrak er immer wieder selbst darüber. Er stand neben seinem alten Schulkameraden und sah sich dort stehen – ganz ruhig und irgendwie in Gedanken versunken. Wenn er doch nur noch wüsste, woran er in jenen Momenten gedacht hatte. An die Prüfung in Verwandlung wohl kaum. Seine Leistungen standen wohl nicht hinter der seines damaligen Lehrers für Verwandlung zurück. Dachte er daran, dass das wohl die letzten Momente in Hogwarts waren? Im Gegensatz zu vielen seiner Kameraden war er nicht glücklich Hogwarts verlassen zu müssen, diese alten Mauern waren ihm zu einer Art Heimat geworden. Und Kendra und Ariana lebten noch und er würde zu ihnen zurückkehren. Könnte er doch nur kurz mit seinem jüngeren Ich tauschen, vielleicht würde zumindest Ariana noch leben… er verscheuchte die Gedanken, denn ein weiterer Gryffindor des 7. Jahrgangs stellte sich zu ihnen. „Na, Dumbledore, du wirst wohl heute keine Schwierigkeiten haben?“
„Denke auch nicht, Wells. Wirst du wie geplant ins Ministerium gehen und dich um die Zeitumkehrer kümmern? Ist die Antwort schon da?“
„Ja, wenn ich ein O in Geschichte der Zauberei bei Binns bekomme. Ich frag mich, was ein Zeitumkehrer mit diesem Fach zu tun hat! Ich will doch nicht bei der Gründung Hogwarts dabei sein. Ich katapultier mich doch nicht in die Vergangenheit und bin tot, bevor ich geboren wurde.“
Immer mehr Schüler bildeten ein Knäuel vor dem Eingang zur Großen Halle, in dessen Nebenräumen die einzelnen Schüler geprüft werden. Immer zu zweit, wie es schon seit Menschengedenken Sitte war.
Und schließlich sah man Mr. Camden, den damaligen Hausmeister, die Türen öffnen. Alle Schüler des 7. Jahrgangs begaben sich in einer Reihe zu dem großen Tisch, der die vier Haustische ersetzt hatte. Sie setzten sich in bunter Reihenfolge dort hin und Albus Dumbledore – der, der ins Denkarium gegangen war – sah in die Gesichter längst toter Schulkameraden, wie sie alle nervös oder auch recht selbstsicher, oder auch selbstsicher tuend, dort saßen und alle noch eine Zukunft vor sich hatten. Eine recht lange Zukunft teilweise, wie er wusste. Aber das lag in der Zukunft – oder in der Vergangenheit, aber daran wollte er nicht denken. Er ging zu sich selbst und setzte sich in seinem geisterhaften Ich auf den Stuhl. Und plötzlich fühlte es sich an wie damals.
Er war nicht aufgeregt, sondern eher gespannt, welche Aufgaben ihm die Prüfer aus dem Ministerium wohl stellen würden. Er hoffte ja, es wäre etwas komplizierter, dann wäre die gute Note wohl abgesichert. Er hatte Bedenken, dass es eher leichte Sachen wären, dabei konnte immer was schiefgehen. Eine kleine Fehlhaltung des Zauberstabes und schon wäre es zumindest ein bisschen schiefgegangen.
Die Schüler unterhielten sich kaum. Jeder war in seinen eigenen Gedanken versunken, und selbst die Quasseltanten waren ruhig. Jeder der versuchte ein Gespräch anzufangen sprach ins Leere oder wurde mit einem Nicken bedacht. Die Anspannung war zu merken. Auch er, Albus Dumbledore, war in seinen Gedanken versunken. Er dachte nicht an die Prüfung, sondern dass er erst mal zu Hause festgenagelt wäre, weil er sich um seine Familie zu kümmern hatte. Das ärgerte ihn, weil er doch erst die Welt entdecken wollte.
Er wurde nun doch auch etwas unruhig. Er dachte darüber nach, was wohl in der Prüfung drankommen könnte. Naja, mit Sicherheit nichts, was er nicht könnte. Aber ein wenig Unsicherheit vor Prüfungen gab es immer. Und die Prüfungsthemen wurden auf den zu Prüfenden abgestimmt. Seine wäre bestimmt für einige andere hier nicht so leicht lösbar, wenn überhaupt. Aber er war schon ein bisschen stolz auf seine magischen Fähigkeiten.
Die ersten Schüler wurden hereingerufen und die allgemeine Unruhe nahm zu. Man lauschte auf die Türen und mancher äußerte die Meinung, dass er irgendwelche Laute von Tieren gehört hätte, von Vögeln, Hunden und einer war fest der Ansicht, einen Elefanten trompeten gehört zu haben. Davon abgesehen, dass man wohl von Schülern nicht die Umwandlung von Schränken in Elefanten verlangen würde, war natürlich auf die Türen zu den einzelnen Prüfungsräumen ein Hörschutz gelegt worden. Obwohl, wenn ein Schüler aus Missgeschick … Albus lächelte in sich hinein.
Die Große Halle leerte sich zusehends, denn die Schüler wurden nach einem unerfindlichen System aufgerufen, es standen mehrere Räume für je 2 Schüler zur Verfügung, um die Nervosität in einem bestimmten Rahmen zu halten. Es soll im Mittelalter, als das noch nicht so gehandhabt wurde, schon zu unwillkürlichen Ausbrüchen von Magie wie bei Kindern gekommen sein, als sich die ganze Prozedur zu lange hinzog. Schüler sollen trotz Apparierschutzes in der Libyschen Wüste aufgetaucht sein und es wurden Zauber ausgeübt, die das Mobiliar zerlegten.
Der alte Albus, der ins Denkarium gekommen war, war jetzt fast vollständig mit den Gedanken seines jugendlichen Ichs verschmolzen. Er wusste nicht mehr, welche Prüfungen er damals abgelegt hatte. Das einzige, was er noch wusste war, dass es eine alte Erinnerung war. Aber er wusste nicht mehr als der Albus Dumbledore, der mit ihm zusammen am Tisch der Siebtklässler saß und auf seine Prüfungsaufgaben wartete.
Er schreckte hoch, Professor Jameson war neben ihn getreten und holte ihn und Holmes in einen Raum zu seiner Prüfung. Er durchschritt den Raum und wurde zusammen mit seinem Kameraden in den Raum hineingelassen. Dann wurde die Tür hinter ihm wieder magisch verschlossen.
Die Prüfer aus dem Ministerium saßen vor zwei Fenstern, die von hellem Sonnenlicht erleuchtet waren. Weil sie aber geschlossen waren, herrschte ein wenig stickige Luft. Zwei Personen führten gerade eine Kuh aus dem Raum, aber schließlich schloss sich auch diese Tür.


„Mr. Holmes, Mr. Dumbledore, bitte treten Sie näher. Mr. Dumbledore bitte zu Mr. Crow“ – der eine Prüfer deutete auf den links stehenden Tisch – „und Sie Mr. Holmes kommen bitte zur mir. Ich bin Antony McDuff.“
Albus schaute seinen Prüfer an. Es war ein sportlich aussehender Mann von vielleicht vierzig Jahren, der ihn begrüßte:
„Mr. Dumbledore, mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie ein ausgezeichneter Kenner der Kunst der Verwandlung sind – deswegen sind Ihre Aufgaben auch etwas komplizierter. Keine Panik wenn kleinere Fehler auftreten. Das ist bei diesen Anforderungen normal. Und jetzt wollen wir mal anfangen.“ Albus nickte kurz.
Mr. Crow griff unter den Tisch, beförderte einen Kasten hervor und stellte ihn auf den Tisch. Dann griff er in seine Tasche, holte ein Päckchen Streichhölzer hervor und schüttete sie auf den Tisch.
„Ach verwandeln Sie die doch mal eben in Stecknadeln, Mr. Dumbledore“
Albus griff in seinen Umhang und zückte seinen Zauberstab. Er richtete ihn kurz auf die Mitte des Haufens von Streichhölzern und beinahe sofort lag dort ein kleiner Hügel von Stecknadeln. Keine wies einen Fehler auf. Sie waren perfekt.
„Und nun Mr. Dumbledore „ sagte Mr. Crow und bei diesen Worten öffnete er mit einem Schlenker seines Zauberstabs den Kasten. Er enthielt eine kleine Truhe aus schwarzem Holz.
„Ich möchte nun, dass Sie diesen kleinen Kasten in ein Stinktier verwandeln – denken Sie bitte an die richtige Färbung – und dann sofort in einen Wandteppich. Das Motiv darauf bleibt Ihnen überlassen“
Albus runzelte kurz die Stirn. Die Verwandlung in ein Säugetier und dann in einen ganz anderen Gegenstand aus anderem Material. Eine Herausforderung, die ihm lag. Da war er in seinem Element.
Albus Dumbledore richtete seinen Zauberstab auf die Truhe und in Sekundenbruchteilen verwandelte sich die Truhe in ein Stinktier, das keinerlei Merkmal der Truhe aufwies und verwirrt um sich schaute. Dann lächelte er kurz, richtete den Zauberstab auf das Tier und sofort auf den kleinen Haufen Stecknadeln, die noch unbeachtet auf dem Tisch lagen. Plötzlich sah man einen fliegenden Teppich und fliegende Stecknadeln. Der Teppich flog gegen die Wand neben der Tür und die Stecknadeln hielten ihn genauso schnell dort fest.
Auf dem Teppich war das Prüfungszimmer zu sehen, auf dem im Hintergrund Holmes gerade einen Glaspokal in einen Vogel verwandelte und Mr. McDuff der aufmerksam zuschaute. Im Vordergrund war Mr. Crow zu sehen und auf dem Tisch eine Truhe, daneben ein Stinktier und ein Häufchen Stecknadeln, die trotz ihrer geringen Größe genau zu erkennen waren.
Mr. Crow schien etwas verwirrt und schaute im Raum umher. Erst spät nahm er den Wandteppich wahr, der an der Wand hing. Das Stinktier auf dem Teppich schnüffelte auf dem Tisch umher. Mr. Crow schaute auf den Wandteppich und ein Lächeln umspielte seine Lippen.


„Das war großartig, Mr. Dumbledore. So etwas habe ich lange nicht mehr gesehen. Das Aufhängen des Teppichs gehört natürlich zur Zauberkunst, aber auch der Rest ist Ihnen, ich möchte sagen, perfekt gelungen.“
Mr. Crow griff wieder unter den Tisch. Er beförderte einen kleinen Käfig mit einem Vogel nach oben und stellte ihn unter den Tisch.
„Da Sie auch das Fach der Zauberkunst so großartig beherrschen, erlauben Sie mir vielleicht diese Aufgabe etwas schwieriger zu gestalten als sonst?“
Albus Dumbledore überlegte kurz und meinte dann:“ Es ist mir eine Ehre, dass Sie glauben, mir auch eine schwierigere Aufgabe zumuten zu können. Ich werde versuchen Ihren Erwartungen gerecht zu werden. Legen Sie los!“
Mr. Crow schaute irritiert und erklärte dann, was er erwartete:
„Dieser Vogel ist eine Meise. Sie wissen natürlich, dass früher Schnatze als Goldener Schnatz beim Quidditch dienten. Nun möchte ich, dass sie diese Meise in einen Schnatz verwandeln. Die Färbung ist mir gleich, er muss nur die Aufgaben eines Quidditch-Schnatzes erfüllen können. Die schwierigere Aufgabe besteht darin, dass Sie gleichzeitig etwas in das Innere des Schnatzes befördern.“
Er suchte in den Taschen seines Umhangs und förderte schließlich einen kleinen Stein zu Tage. „Bitte, nehmen Sie doch einfach dieses kleine Steinchen. Es war am Anfang der Prüfungen ein Käfer“, wandte er sich an Dumbledore.
Albus überlegte. Wie war das am Besten zu lösen? Schließlich lächelte er. Er nahm den Käfig öffnete ihn, griff hinein und holte den Vogel heraus. Dann richtete er seinen Zauberstab auf das Steinchen und es verwandelte sich in einen Käfer. Er verwandelte die Meise in seiner Hand blitzschnell in eine Amsel, hielt ihr den Käfer hin und sie verschluckte ihn ohne Mühe. Dann verwandelte er die Amsel wieder in eine Meise, die etwas dicklich wirkte und ließ sie frei. Die Meise schoss ängstlich im Zimmer umher.
„Oh, da ist Ihnen der Vogel entkommen“. rief sein Prüfer enttäuscht. Doch Albus Dumbledore richtete seinen Zauberstab in die Luft und man sah wie sich der Strahl, der aus dem Zauberstab austrat und die magische Energie bündelte und der umherflatternde Vogel sich trafen. Nun flatterte dort ein Goldener Schnatz durch die Luft. Als er in die Nähe von Mr. Crow kam griff dieser zu. Hilflos flatterten die kleinen Flügelchen des Sportgeräts zwischen den Fingern des Ministeriumszauberers. Dieser schaute sich den Schnatz zwischen seinen Fingern an, öffnete ihn und erwartete halb einen Wurm zu finden. Es war der Stein, den er aus der Tasche geholt hatte.
Mr. Crow schüttelte den Kopf. So etwas an magischen Fähigkeiten war ihm selten begegnet. Er schaute Albus Dumbledore an und sagte: „Einen so phantastischen Zauberer könnten wir sehr gut im Ministerium gebrauchen.“
Albus schaute ihn an und erwiderte: „Das könnte mir gefallen. Aber leider ist es mir im Moment nicht möglich aus Godric‘s Hollow wegzugehen.“ Sein Blick ging durch die Scheibe in den sonnigen Morgen des letzten Jahres des 19. Jahrhunderts. „Ich muss leider als einziger volljähriger Zauberer meiner Familie die Aufsicht über meine…meinen jüngeren Bruder Aberforth übernehmen.“ Fast flüsternd fügte er hinzu: „Und ich habe noch eine kleine kranke Schwester“
Schweigend verließ er mit Mycroft das Prüfungszimmer in einen Gang der hinter der Großen Halle herführte. Ein Schwein wurde von jemand fortgebracht. „Ich gehe kurz vor das Tor, Mycroft“ Er wandte sich nach links und plötzlich verschwamm alles was er sah vor seinen Augen. Es war wie der Moment nach dem Aufwachen, wenn der Traum noch realer ist als die reale Welt, aber diese sehr schnell die Übermacht gewinnt. Mühsam wandte er sich zurück und eilte Mycroft nach. Dieser ging nach oben in Richtung des Gemeinschaftsraumes. Dort sah er auch sein jüngeres Ich neben dem ehemaligen Schulkameraden die Treppe hochgehen. Er folgte ihnen. Den Gemeinschaftsraum wollte er noch einmal sehen. Er erinnerte sich sogar noch an das Passwort „Omega“, dass sein jüngeres Ich nun der Fetten Dame nannte. Ja, die Fette Dame, manches ändert sich in langer Zeit nicht. Ihm wurde wehmütig zumute. Schade, dass er nicht durch die Gänge streifen konnte, weil er ja in Mycrofts Nähe bleiben musste. Es war seine Erinnerung. Sie krochen durch den Eingang in den Gemeinschaftsraum, wo sich schon Schüler aller Jahrgänge drängelten und auf die Zeit zum Mittagessen warteten – die Große Halle war ja durch die Prüfungen etwas blockiert. Er ging im Raum umher, während sich der junge Albus in den für ihn freigehaltenen Sessel neben Mycroft setzte. Er schaute in die Augen der Jungen und Mädchen, deren Namen er vielfach vergessen hatte. Da war Sylvia Bagshot, die jüngere Schwester von Bathilda. Die kleine Erstklässlerin reckte fragend den Daumen in die Höhe und er sah sich freundlich nicken. Ja, Sylvia lebte noch, er hatte sie aber ewig nicht mehr gesehen.
Gesichter betrachtete er eingehend als wenn er sie für ewig in sich hineinsaugen wollte. Schließlich entschloss er sich die Erinnerung, die sowieso gleich enden würde, zu verlassen. Den Streit mit Aberforth brauchte er nicht nochmal zu sehen.
Er zwang sich, sich auf das Denkarium zu konzentrieren und befand sich plötzlich wieder in seinem Büro.
Es klopfte an der Tür. Er wollte zwar allein bleiben aber pflichtbewusst rief er müde „Herein“


„Du meine Güte Harry“, sagte Dumbledore überrascht. Welchem Umstand verdanke ich dieses sehr späte Vergnügen?“
„Sir – ich habe sie. Ich habe die Erinnerung von Slughorn".
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